Wenn ich etwas akzeptiere, dann heißt das: „Ich akzeptiere, dass es passiert ist und dass daran nichts zu ändern ist.“
Es gibt keine Wunder, keine Zaubertricks, keine Hintertürchen – es ist nun mal geschehen und ich akzeptiere es.
Akzeptieren ist keine Willensentscheidung. Akzeptieren kann man sich nicht einfach so vornehmen.
Akzeptieren ist der Schlusspunkt einer intensiven Auseinandersetzung mit den Gefühlen, die die Veränderung, der Verlust oder der Richtungswechsel hervorruft.
Die große Angst vor diesen starken Gefühlen, vor allem die Angst vor den unrealistischen Vorstellungen, die mit der Auseinandersetzung darüber einhergehen, lassen diese Gefühle oft gar nicht erst hochkommen. Abwehrverhalten wie das Unterdrücken, Ausweichen, Überspielen, Verleugnen oder Kleinreden bieten vermeintlich Schutz, denn die Auseinandersetzung mit starken Gefühlen kann für die Person, die dazu bereit ist, sehr schmerzhaft sein. Letztendlich geht man aus dem Prozess der ehrlichen Auseinandersetzung mit seinen Gefühlen jedoch gestärkt hervor.
Akzeptieren heißt auch, dass ich bei jeder Entscheidung die „Randbedingungen“ mitakzeptiere. Aus meiner Erwachsenenhaltung heraus weiß ich, dass es – egal wofür ich mich entscheide – immer Randbedingungen geben wird, die mir nicht oder weniger gut gefallen.
Bin ich mir vorher über die Randbedingungen im Klaren, ehrlich mir selbst und meinen Bedürfnissen gegenüber, fällt mir die Entscheidung, Veränderungen anzunehmen leichter und ich kann akzeptieren.
Viele Menschen hadern mit ihren Entscheidungen, weil sie die Randbedingungen ablehnen.
Was Akzeptieren nicht ist…
- Akzeptieren heißt nicht, dass wir es gut finden, es wollen oder wir es uns ausgesucht haben.
- Akzeptieren heißt nicht, dass wir schwach sind und aufgeben.
- Akzeptieren heißt nicht, dass etwas für immer so bleiben muss.
- Akzeptieren heißt nicht, sich zurückzuziehen, aber den Kampf im Grunde nicht aufgeben.
- Akzeptieren heißt nicht, (vorschnell) schon eine „Lösung“ im Kopf zu haben.
Kann man Akzeptieren lernen?
1. Erster Schritt: Betrachte die Situation ohne Beschönigungen, also so realistisch wie möglich. Nimm die Situation als gegeben an. Analysiere sie Punkt für Punkt. Vielleicht ist die schriftliche Form dafür hilfreicher.
2. Lasse alle die dazu gehörenden unangenehmen Gedanken und Gefühle zu Wort kommen: Die Wut, die Enttäuschung, die Ohnmacht, den Schmerz, die Trauer u.a. Alle Gefühle zulassen heißt auch das Zulassen solcher Gefühle, die du bisher durch Schuldzuweisungen an dich selbst oder andere vermieden hast. Sei offen für alle neuen Sichtweisen!
3. Setze dich intensiv mit deinen Werten auseinander.
- Was genau sind eigentlich meine persönlichen Werte? (Wofür stehe ich morgens auf? Was treibt mich an? Für was stehe ich? Was ist mir das Allerwichtigste im Leben? Was noch?)
- Was sind meine größten Fähigkeiten? (Was kann ich besonders gut? Wofür werde ich von meinen Freunden und Freundinnen, meiner Familie, meinen Kollegen gelobt? Welche Tätigkeiten bringen mich in einen „flow“, wo ich Zeit und Raum vergesse? Was geht mir leicht von der Hand?)
- Wie könnte ich diese Fähigkeiten in der Bewältigung meiner momentanen Situation nutzbringend einsetzen?
4. Akzeptieren bedeutet…
- Seinen Frieden damit zu machen, dass wir unser Leben nur zu einem kleinen Teil bestimmen können
- Einzusehen, dass man kein „Anrecht“ auf ein besseres Schicksal hat
- Einzusehen, dass es im Leben Dinge gibt, die schwierig, unangenehm, schmerzlich und manchmal unabwendbar sind
- Dass ich immer wieder die Chance habe, meinem Leben eine neue Richtung zu geben – auch, indem ich alte Muster durchbreche
- Mit Situationen abzuschließen, die mir nicht guttun
- Dass ich der Veränderung auch Positives abgewinnen kann, „Neuland“ tut sich vor mir auf
- Dass ich nicht weiter tatenlos abwarte, auf der Stelle trete und der Zeit beim Vergehen zusehe
- Dass ich mich frage: „Was für ein Mensch will ich sein?“
Comments are closed.