In meiner Arbeit als Supervisorin habe ich es häufig mit Menschen zu tun, die große Schwierigkeiten haben, Abstand zu belastenden Situationen in der Arbeit zu gewinnen. Entweder sind sie persönlich verstrickt, oder sie nehmen so großen Anteil an der entsprechenden Situation, dass sie sich emotional in Verwicklungen begeben. Oft sind sie gar nicht beteiligt, hören nur von den Geschehnissen oder werden um Rat gebeten.
Der Spielraum innerhalb eines möglichen Verhaltensrepertoires wird durch das an sich „Herankommen lassen“ stark begrenzt, Gefühle schlagen große Wellen und Abgrenzung scheint nicht möglich. Viele Probleme werden in das Privatleben mitgenommen und beschäftigen denjenigen nachhaltig.
Mit einem gewissen Abstand jedoch verliert Belastendes häufig die persönliche Bedeutung und öffnet neue Zugänge zu Lösungen. Wie ist dieser herzustellen?
Ein räumlicher Abstand, wie z.B. ein kleiner Spaziergang, hilft dabei, durchatmen zu können, seinen Fokus auf die andere Umgebung zu lenken, Geräusche aus der Natur wahrzunehmen, einen klaren Kopf zu bekommen – Zeit zwischen sich und die Ereignisse zu legen.
Dabei macht man sich oft Gedanken über sich und das Geschehen. Das ist in der Regel nicht schlecht, denn das stille Reflektieren ordnet vielleicht schon Einiges. Es bleibt hierbei aber bei der eigenen und einzigen Sichtweise, die nicht immer aus dem Dilemma führt.
Andere Menschen, die von außen auf eine Situation blicken, entwickeln häufig ganz andere Sichtweisen und man ist nicht selten verblüfft, wie die Angelegenheit auch anders betrachtet werden kann.
Ein guter Weg wäre also, andere, mir wohlgesonnene Menschen zu Rate zu ziehen, um Feedback und auch Unterstützung zu bekommen. Hier ist es von Vorteil, auch Personen mit ganz unterschiedlichen Haltungen und Ansichten um ihre Sicht der Lage zu bitten. Auch eine psychologische Beraterin könnte zur Vertrauensperson werden. Haben Sie sich schon mal gefragt, was ein Freund, Ihre Partnerin, ein nicht involvierter Arbeitskollege oder Ihr Bruder für Meinungen, Einstellungen oder Sichtweisen über die Situation haben würde? Was sie bemerken würden? Wie sie handeln würden? Welche Ratschläge oder Tipps sie geben würden?
Viele Perspektiven können zu ganz unterschiedlichen Lösungsansätzen führen und Sie könnten in Ruhe auswählen und abwägen, welche anderen Verhaltensweisen oder Handlungsansätze für Sie hilfreich und möglich sind – und Sie können feststellen, wie sich sogar Einstellungen verändern können.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen mehr Spielraum unter Einbeziehung vieler alternativer Perspektiven, damit angemessener Abstand möglich wird.
Comments are closed.