Teil 1
Als Selbstwert, auch Selbstwertgefühl, Selbstwertschätzung und Selbstachtung wird in der Psychologie allgemein die ‚Bewertung der eigenen Person‘ bezeichnet. Das Selbstwertgefühl ist die innerste Überzeugung, als Mensch wertvoll zu sein!
Dabei kann man sich einen niedrigen oder hohen Wert zuschreiben. Auf einer Skala von 0 bis 10: Null ist ein sehr niedriger, fünf ein mittlerer und zehn ein hoher Wert. Wie bewerten Sie Ihr Selbstwertgefühl?
Selbstbewusstsein beschreibt relativ neutral das Einschätzen der eigenen Persönlichkeit. Im Selbstbewusstsein wird deutlich, wie bewusst sich eine Person über ihre Eigenschaften, Stärken, Talente, Begabungen, Fähigkeiten, Werte und Ziele ist. Oftmals ist das Wissen über die eigenen Ressourcen etc. verschüttet oder wenig im Bewusstsein verankert.
Selbstachtung ermöglicht es uns, dass wir uns selbst annehmen – mit allem, was uns ausmacht, mit allen Ecken und Kanten, dass wir uns und anderen Liebe schenken können. Unsere Selbstachtung kann wachsen, wenn wir nach unseren Werten leben und unser Verhalten sich damit deckt; es kann kleiner werden, wenn wir beschädigt werden oder uns selbst beschädigen, wenn ich z.B. mich und meine Werte verleugne, um es anderen recht zu machen.
Selbstvertrauen ist ein Anteil von Selbstwert, der sich auf die eigene Kompetenzüberzeugung stützt: Wieviel Zuversicht und Verlass verspüre ich in Bezug auf meine eigenen Fähigkeiten und auf mein Handeln. Was traue ich mich (traue ich mir zu) mit voller Überzeugung? Wie sehr bin ich von mir überzeugt, dass ich Anforderungen gerecht werde.
Viele Menschen haben auf die ein oder andere Weise mit einem niedrigen Selbstwertgefühl zu kämpfen und leiden darunter, sich z.B. nach einem Streit schlecht oder schuldig zu fühlen. Sie stecken oftmals ihre eigenen Bedürfnisse zurück, um andere nicht zu „verärgern“. Sie haben Angst, ihre Sympathien zu verspielen.
Ein Mensch mit einem gesunden Selbstwertgefühl, der sich z.B. von seinem Partner falsch wahrgenommen fühlt, wird das auf ihn projizierte Bild vehement zurückweisen – es sich nicht gefallen lassen, eine ihm „zugeschobene“ Rolle, oder ein ihm zugeschobenes Verhalten zu akzeptieren. Er kämpft um eine adäquate Wahrnehmung, damit sein Selbstwert erhalten bleibt.
Ob wir ein gesundes Selbstwertgefühl haben, lässt sich auch gut an unserem Umgang mit Fehlern ablesen. Wenn wir einen Fehler gemacht haben und uns dessen bewusst sind, gibt es unterschiedliche Verhaltensweisen, wie damit umgegangen werden kann.
Das erste Extrem:
- Ich reagiere total schuldbewusst, entschuldige mich übertrieben oft, lasse meinen ‚Inneren Kritiker‘ heftig mit mir schimpfen, bezeichne mich laut oder leise als „dumm“ und kann mir tagelang den Fehler nicht verzeihen.
Mein Bild von mir selbst wird ins Wanken gebracht, schlechte Gefühle und Gedanken über mich destabilisieren meine Identität – ich sehe mich als Gesamtperson wertlos(er).
Anstatt den gemachten Fehler auf der Verhaltensebene anzusiedeln, mache ich mich als Gesamtperson klein und werte mich ab.
Das zweite Extrem:
- Narzisstisch geprägte Menschen würden einen gemachten Fehler eher verharmlosen, oder anderen in die Schuhe schieben. Sie sind an nichts schuld, machen keine Fehler.
Ihr „selbstbewusstes“ Auftreten, oft anklagend und laut, ist aber nur vermeintlich selbstbewusst. Mit diesem vordergründigen Auftreten kompensieren sie tiefsitzende Komplexe und Ängste.
Das dritte Extrem:
- Ich stecke den „Kopf in den Sand“, tu so, als ob nichts geschehen wäre. Weiche bei Nachfragen aus oder sage, dass es doch alles gar nicht so schlimm sei und man sich das ganze „Theater“ doch sparen könne. Oder ich verlege mich aufs Leugnen.
Der gesunde Mittelweg:
- Ich gestehe den Fehler ehrlich ein, denn man darf mich kritisieren. Ich entschuldige mich angemessen und aufrichtig, ich lerne aus dem Fehler und kommuniziere, wie ich das zu tun gedenke. Fehler sind meines Erachtens eine gute Motivation, etwas anders oder besser zu machen.
Danach kann ich emotional loslassen, das Ganze gedanklich ad acta legen und die Angelegenheit als bereinigt betrachten.
Warum ist es so wichtig, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln?
Wer sich selbst als ‚nicht wertvoll‘ empfindet, setzt sich zu wenig für sich selbst ein, nimmt schlechte Behandlung von anderen eher in Kauf, traut sich weniger zu und lässt viele Chancen im Leben ungenutzt. Auf solch einer Basis kann sich ein Mensch weniger glücklich und zufrieden fühlen. Ein niedriges Selbstwertgefühl führt leicht zu einer negativen Ausstrahlung und suggeriert: Ich bin ein Opfer. Nach dem Resonanzprinzip zieht man dadurch leider Menschen und Situationen an, die einem dies bestätigen. Umgekehrt funktioniert es auch: Je positiver Sie über sich denken, desto positiver werden die Erfahrungen sein, die Sie im Umgang mit anderen machen.
Zusammengefasst: Ihr Maß an Selbstwertgefühl bildet die Basis Ihres Lebensglücks!
Wie komme ich zu einem besseren Selbstwertgefühl?
Im Folgenden gibt es ein paar Übungen und Tipps, mit welchen Sie Ihren Selbstwert gezielt trainieren können.
- Führen Sie ein Lob- Tagebuch. Halten Sie darin alles fest, was Ihnen ein gutes Gefühl über sich selbst gibt. Das können Komplimente sein, die Ihnen gefallen haben; Dinge, die Ihnen besonders gut gelungen sind; etwas, was Sie zufrieden gestimmt hat; ein Erfolg, den Sie für sich verbuchen können; ein anerkennendes Lächeln; Situationen, in denen Sie sich selbstbewusst und gut gefühlt haben…
- Denken Sie ab sofort positiv über sich, denn unsere Gedanken steuern unsere Gefühle und unsere Energie folgt unserer Aufmerksamkeit! Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf positive Dinge, damit Ihre Energie nicht ins Negative fließt.
- Innere Zwiegespräche werden von allen Menschen geführt: Führen Sie einen liebevollen inneren Dialog mit sich selbst und sagen Sie Ihrem inneren Kritiker, dass Sie in Ordnung sind, wie Sie sind – dass Sie ein liebenswerter Mensch mit vielen guten Qualitäten sind.
- Sie, als Person, sind einzigartig und Sie haben viele Facetten, die in dieser Kombination nur zu Ihnen gehören. Vergleichen Sie sich nicht mit anderen Menschen, denn „andere Leute sind anders“. Denken Sie öfter daran, was Sie alles können, was andere an Ihnen bewundern und wofür Sie gelobt werden; zu bedenken ist auch, was Ihnen Freude bereitet; was Ihnen leichtfällt und locker von der Hand geht. Denken Sie darüber nach, was Ihnen in der Vergangenheit gut gelungen ist und welche Fähigkeiten Sie dafür eingesetzt haben. Überlegen Sie auch, welche Begabungen Sie haben und wie Sie sich gefühlt haben, wenn Sie ganz in Ihrem Element waren.
- Lassen Sie sich selbst nicht zu kurz kommen! Die Ansprüche anderer Menschen sind zwar auch wichtig, aber Ihre eigenen Bedürfnisse sind wichtiger. Deshalb sagen Sie öfter mal „Nein“, wenn Sie sich zugunsten Ihrer Bedürfnisse und Ihres Wohlergehens entscheiden wollen. Atmen Sie bei Anfragen um Hilfe und Unterstützung erstmal gut durch, erbitten sich eventuell Bedenkzeit und entscheiden sich dann, ob Sie zur Verfügung stehen wollen.
- Gönnen Sie sich öfter eine Pause vom Alltag und wählen Sie aus:
- Yoga, Meditation, Spaziergänge
- Bewegen Sie sich in der Natur, auch sportlich, und lauschen achtsam auf alles was Sie wahrnehmen
- Lesen Sie interessante und lehrreiche Bücher
- Tagebuch schreiben
- Einem Hobby nachgehen
- Schöne Musik hören
- Beschäftigen Sie sich mit den Fragen der Zeit dosiert und achtsam
- Medienkonsum stark beschränken und sogenannte Auszeiten einlegen
- Pflegen Sie die sozialen Kontakte, die Ihnen guttun, mit ganzem Herzen und lassen Nähe zu
- Behandeln Sie Ihren Körper liebevoll, indem Sie ihn pflegen und ihm Stärkung und Erholung gönnen durch Massagen, Sauna und Bäder
- Kümmern Sie sich um gute und ausgewogene Ernährung, die Ihren Körper und Ihre Seele nährt
- Nehmen Sie sich an, wie Sie sind – mit allen Ecken und Kanten. Gehen Sie in jeder Situation liebevoll und tolerant mit sich selbst um, denn Sie sind einmalig
- Sagen Sie sich öfter: „ICH bin für mich verantwortlich, Kopf- und Bauchgefühl leiten mich. Ich vertraue auf mich!“
Ein gesundes Selbstwertgefühl erfordert Fähigkeiten, die erworben oder geweckt werden können.
Das Wissen über eigene
- Ressourcen
- Stärken
- Glaubenssätze (Überzeugungen über sich selbst)
- Saboteure (innere Stimmen)
- Blockaden
- Verstrickungen
lässt innere Muster und Wahrnehmungen erkennen und bearbeiten. Unbewusste Werte, Glaubenssätze und Meinungen sind die eigentlichen Triebfedern unseres Handelns.
Mehr dazu in meinem nächsten Beitrag.
Bleiben Sie gesund und passen Sie auf sich auf. Übernehmen Sie Verantwortung!
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