„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“
Ludwig Wittgenstein, Philosoph
Nehmen Sie sich doch einfach mal die Zeit, Ihre Sprache genauer zu betrachten!
Ihre inneren Überzeugungen, Werte, Ideen und Sichtweisen zeigen sich in Ihrer Sprache. Wie Sie denken, wie Sie sich und die Welt sehen, offenbaren Sie im Sprechen. Sie sprechen in der Regel jeden Tag und dadurch halten Sie Ihr Weltbild aufrecht und verfestigen es.
Worte und Emotionen sind fest miteinander verbunden. Sie helfen uns, unsere Umwelt zu deuten. Mit dieser Art, sich die Welt zu erschließen, beginnen wir sehr früh.
Schon im letzten Schwangerschaftsdrittel sollen Ungeborene sich die Sprachmelodie ihrer Muttersprache einprägen.
Später, in den ersten Lebensjahren, lernen Sie Ihre Muttersprache und mit ihr zahlreiche Redewendungen und Sprachbilder. Viele verwenden sie ihr Leben lang mit großer Selbstverständlichkeit.
Mit zunehmendem Alter haben Sie Ihre Sprache ausgebaut und verfeinert und passend zu Ihren Wünschen, Motiven und Überzeugungen noch viele andere Worte gefunden und in Ihren Sprachgebrauch aufgenommen.
Worte schaffen Wirklichkeit.
Wenn Sie sich im Weltgeschehen umschauen, können Sie das zweifellos bestätigen, denn Worte haben Macht und Gefühl.
Sie sind mehr als nur Buchstaben zu Wörtern, zu Sätzen geformt.
Wörter lösen Gefühle aus – Angst, Unsicherheit, Zuversicht, Traurigkeit, Begeisterung, Anteilnahme, Freude und Anerkennung.
Jeder Mensch reagiert auf gleiche Wörter unterschiedlich, weil „die Botschaft beim Empfänger entsteht“. Worte geben Ihnen Kraft oder lähmen Sie.
Ob Sie vor „Wut platzen“, Ihnen „das Herz vor Freude hüpft“ oder Sie sich „ mit Füßen getreten“ empfinden – Emotionen haften immer an Worten und sind von Gefühlen begleitet.
Jeder von uns speichert zusammen mit Worten individuelle Gefühle ab. So entstehen die unterschiedlichen Reaktionen.
„Keiner versteht den anderen ganz, weil keiner beim selben Wort genau dasselbe denkt wie der andere“
(J.W. von Goethe).
Jedes Wort löst beim Empfänger eine Vorstellung aus und beschreibt gleichzeitig die innere Wirklichkeit des Sprechers: Wie schildert er einen Konflikt? Fühlt er sich im Recht? Fühlt er sich unterlegen? Klagt er oder spricht er von aufeinander zugehen? Sieht er den anderen als schuldig?
Wissen Sie eigentlich, was Sie über sich selbst sagen?
Machen Sie den Test:
- Beschreiben Sie ein besonders schönes Erlebnis!
- Welche Schwierigkeiten haben Sie in den vergangenen Tagen/ Wochen erlebt?
- Was erwarten Sie von Ihrer Arbeit?
- Beschreiben Sie Ihre Partnerschaft!
- Wie reagieren Sie auf ein Kompliment?
- Wie stellen Sie sich in einer unbekannten Runde vor?
Analysieren Sie Ihre Aussagen mit einem guten Freund, mit Ihrem Partner oder nur für sich.
Beziehungsgestaltung
Mit unseren Worten gestalten wir nicht nur unsere innere Welt, sondern auch unsere
Beziehungen zu unseren Mitmenschen.
Gute Beziehungen bauen auf Vertrauen auf. Doch das ist nicht einfach so da. Es entsteht Schritt für Schritt, wird nach und nach verstärkt und gefestigt. Seine Grundlage findet es in Glaubwürdigkeit, Verlässlichkeit, Wohlwollen und Authentizität. Vertrauensbildung greift immer wieder auf Erfahrungen zurück und gibt einen „Vorschuss“ für die Zukunft. Da, wo Vertrauen gewachsen ist, werden umfangreiche Sicherungsmechanismen überflüssig: Man weiß, dass man sich auf das Gesagte verlassen kann. So erweitert Vertrauen die Möglichkeiten des eigenen Handelns und gibt Sicherheit.
Wo Vertrauen ist, kann ein Wir- Gefühl wachsen. Das Wir- Gefühl fördert die Zugehörigkeit zu anderen Menschen. Sie ist der Schlüssel für eine dauerhafte Beziehung.
Alle Menschen wünschen sich Wertschätzung und Akzeptanz. Eine davon getrageneBeziehung unterstützt das jeweilige Gegenüber und gibt ihm die Möglichkeit, er selbst sein zu dürfen, also authentisch. Gleichzeitig fördert Wertschätzung und Akzeptanz Respekt und Vertrauen.
Perspektivenwechsel
Damit die andere Person sich in ihrem Selbstsein angenommen fühlen kann, ist es notwendig, sich öfter in die Welt des anderen hineinzuversetzen; er soll sich geborgen fühlen, sich öffnen und mitteilen können. Wenn ich die Sprache des anderen verstehen lerne, ist ein großer Schritt in Richtung „guter Kommunikation“ getan. Dazu gehört, dass ich bei für mich verletzenden oder unklaren Äußerungen nachfrage: „Ich habe soeben herausgehört, dass du über mich verärgert bist. Ist das richtig?“ und weiter und weiter – bis das „Sprachproblem“ oder das tatsächliche Problem gelöst ist. Oder ich mache dem anderen klar, dass seine Wortwahl mich verletzt hat; er kann sich dann dazu äußern – und möglicherweise darüber nachdenken, dass seine Wortwahl öfter „ungeschickt“ ist, weil ihm schon mehrfach nachgesagt wurde, dass seine Sprache verletzend ist. Auch das klingt erstmal wieder einfach, ist aber ein Prozess, der nur irgendwann einmal beginnen muss.
Denken über das Denken
Menschen sind in der Lage, das eigene Denken zu hinterfragen und zu reflektieren.
Gerade bei schwierigen Entscheidungen wird oft stundenlang „gedacht“ (gegrübelt), ob die getroffene Wahl die bestmögliche war. Innere Zwiegespräche legen auch das Hinterfragen des eigenen Denkens offen – das Für und Wider wird gegeneinander abgewogen. Die eigene Wortwelt setzt dabei die Grenzen des Vorstellungsvermögens.
Um auf Dauer klug und umsichtig handeln zu können, ist es wichtig, die eigenen Gedanken immer mal wieder kritisch mit anderen Menschen zu diskutieren und zu überprüfen.
„Wie siehst du das …?“ „Ich möchte dich bitten, mir etwas dazu zu sagen…“.
Neue Bilder, neue Worte, andere (neue) Perspektiven erlauben, Entscheidungen entlang der eigenen Werte und Bedürfnisse zu treffen.
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